Die brennenden Wälder veröffentlichten am Freitag Ihre EP “Die Teufel von gestern”

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In einer Zeit vor unserer Zeit (2016) erscheint mit „Therapie für alle!” das letzte von insgesamt vier Alben der Hamburger Formation Der Rest.

Der Rest setzt sich zu diesem Zeitpunkt aus dem Kosmopoliten Philipp Taraz (Orchester-Gitarre) sowie seiner Lebensgefährtin Jeannine Max am Bass zusammen. Dazu werden in loser Folge mehrere Schlagzeuger verschlissen.

Zahlreiche Gastspiele auf Bühnen nahezu jeglicher Größenordnung untermauern fortan sowohl den solitären Status des „lautesten Trios seit Motörhead” als auch den Anspruch, sämtliche Stühle und Schubladen lieber gleich zu zertrümmern, anstatt es sich dazwischen oder dortdrin gemütlich zu machen.

Doch dann reißt der innere Faden plötzlich ab. Die private Beziehung von Philipp und Jeannine (Bass) zerbricht – nach annähernd zwanzig Jahren. Doch nach kurzer Zeit führen sie die getrennten Wege – sowie der weiterhin virulent psychotische Zustand der Menschheit im Drift der Selbstzerstörung – wieder zusammen. Wie die Asche aus der Asche brennender Wälder.

Mit neuer Wut aufgeladen.

„Ich blicke nur nach vorn, und nie wieder zurück, und ich höre auf niemand, und schon gar nicht auf mich selbst” – so die programmatische Auftaktzeile von „Schwer?”, dem Debüt-Album unter neuer Flagge.

@nicohellmund1580 urteilt zu der mit einem Clip versehenen Auskopplung „Fürchte dich nicht” auf youtube: „Dieses Sound, die Stimme und der Text……MEGA!” Dem ist nichts hinzuzufügen.

Oder nur soviel: Der Proto-Postpunk ohne Pose, der von Schnickschnack entschlackte Direktsaft-Sound von Der Rest wird zwar beibehalten, doch noch kompakter und rigoroser als zuvor auf den wunden Punkt hin provoziert. Authentizität schmückt als einzige Zutat eine Ästhetik, die mit der Wirkung eines Breitbandantibiotikums einschlägt. Gegen alle. Denn es geht um alles. Für uns alle.

Das haben Die Brennenden Wälder verinnerlicht. Die Sorge um den Erhalt und den Schutz von Lebensgrundlagen, – von Klima, Ressourcen und Umwelt – zwingt zum Handeln. Die hierzu nötige Radikalität erhält also ihren musikalisch adäquaten Ausdruck. Und nicht den „Soundtrack zum Untergang”, denn der schallt überall.

Mit der EP „Die Teufel von gestern” veröffentlichen Die Brennenden Wälder drei neue Songs, ergänzt um einen Remix von „Fürchte dich nicht”. In einem Take eingespielt, wird hier der forensische Forst in seiner reinsten Form entfacht. Ihr nennt es Postpunk. Wir sagen „Keine Worte mehr”.

Außer: 2024 kommt das zweite Album. Wer die EP zum Maßstab nimmt, wird spätestens dann einen noch längeren Zollstock benötigen. Die Zeit ohne Ausflüchte hat begonnen.

Die Brennenden Wälder sind Jeannine Max, Jan Weiler und Philipp Taraz aus Hamburg.