Die brennenden Wälder sind mit ihrer neuen Albumveröffentlichung auf Tour

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In einer Atmosphäre, die von einer grassierenden Mischung aus Verleugnung und Selbstabschaffung durchdrungen ist, präsentiert das neue Album des Hamburger Trios „Die brennenden Wälder“ eine künstlerische Richtungsänderung. Doch was rechtfertigt diese Aussage? Eine berechtigte Frage! Hier versucht man eine Antwort zu finden, die ebenso kontrovers ist wie das Album selbst.

Um dem gerecht zu werden, müsste man jeden Track einzeln analysieren. Das ist jedoch eine Herkulesaufgabe angesichts der Dringlichkeit des Vorhabens von Phil Taraz und Co. Trotzdem, wie oft ist der Begriff „rechts“ bereits gefallen? Würde er doch nur verschwinden. Doch dem schleichenden Einfluss der Populismus-Befürworter (im Inland) setzt dieses Album etwas Entgegenständliches entgegen.

Beginnen wir mit den Texten: grob, ungeschliffen, manchmal grammatikalisch fragwürdig. Schönheitspreise wollen die Verfasser nicht gewinnen. Nein, die rohe Unvollkommenheit erinnert eher an EA80, während die banalen Phrasen Die brennenden Wälder in das Zwielicht führen.

Musikalisch hingegen erweisen sich die drei Hamburger als wahre Visionäre. Ironische Persiflagen auf Malle-Musik (eine spezifisch Hamburger Marotte, siehe Heinz Strunk) treffen auf epische Zehnminüter, die Prog und Proll geschickt miteinander verschmelzen. „Wenn alles längst gesagt ist …“. Aber noch längst nicht alles ist in vermarktbare Worte gekleidet. Mit der Zeit scheint die Lust am Experiment eher in Richtung Post-Rock zu gehen (anstatt in die erwartete Post-Punk-Ära). Die Drums brillieren, der Bass tanzt wie einst die Mainzelmännchen, und die Gitarre wird zu einem Orchester im Taschenformat. Die Keyboard-Einlagen tragen zur verblüffenden Verfremdung bei. Von wem oder was – und vor allem wozu?!

Zusammenfassend: Wenn sich die Nackenhaare im Föhnwind des Immergleichen sträuben (ein Phänomen, das man täglich in den Qualitätsmedien ad nauseam erlebt), dann ist das neue Werk von Die brennenden Wäldern genau das Richtige. Wer sich nicht angesprochen fühlt, braucht vielleicht, wie der Titel des legendären Albums der Vorband „Der Rest“ sagt, „Therapie für alle“. Die Therapeutin sitzt am Rande und „hat keine Worte mehr“. Ein Erlebnis um jeden Preis.

22.02.2024 Hamburg, Bar 227
29.02.2024 Köln, Sonic Ballroom
01.03.2024 Berlin, Junction Bar
02.03.2024 Hannover, Oberdeck
08.03.2024 Offenbach, Waggon
09.03.2024 Frankfurt, Café Excess
01.05.2024 Lübeck, Treibsand