Die Filmwelt der 1970er Jahre in THE HOLDOVERS – Kinostart: 25.01.2024

Teile es mit der Welt

THE HOLDOVERS versetzt sein Publikum vom ersten Bild an in die Zeit um 1970 zurück: Von den Knack- und Pfeiftönen auf der Tonspur bis hin zu den ausgeblichenen Farben und den Grafiken des Retro-Universal-Logos gestaltet Regisseur Alexander Payne die Filmwelt der Siebzigerjahre, die er zusammen mit seinem Team in jedem Detail im Film umsetzt.

Das Produktionsdesign und ein Gespür für Zeit und Ort

Das Szenenbild-Konzept des Films unter der Leitung von Produktionsdesigner Ryan Warren Smith trug wesentlich dazu bei, dass die Welt von damals authentisch wirkt. „Da wir nicht versuchen, die 1970er-Jahre nachzustellen, sondern tatsächlich so tun, als würden wir einen Film im Jahr 1970 drehen, musste das Set so lebendig und authentisch aussehen.“, erklärt Payne. Dabei wurden für den Film hauptsächlich Locations genutzt, die wie in der Zeit stehengeblieben wirkten und sich mit wenigen Tricks in das Jahr 1970 zurückversetzen ließen. Für den Hauptschauplatz der Barton Academy war klar, dass die Location die Atmosphäre einer alten Schule haben musste. Schließlich entschieden sie sich für mehrere Orte in Neuengland, darunter die Deerfield Academy in Groton, St. Marks in Southborough und die Fairhaven High School. „Ich habe eine Menge über solche Schulen recherchiert, mir alte Fotos angesehen und ein Lookbook erstellt, um eine visuelle Referenz zu haben, wie die Dinge damals aussahen“, sagt Smith. Da Payne nicht wollte, dass der Film wie ein Historienfilm aussieht, sondern wie ein Film, der in den Siebzigerjahren gedreht wurde, kamen viele helle Blautöne, Gelbtöne und Pastellfarben zur Verwendung. „Wenn der Regisseur über den endgültigen Look des Films nachdenkt, sagt er: „Ich hoffe, wir konnten überzeugend ein Gefühl für die Zeit vermitteln. Mein Ziel war wirklich, dass die Zuschauer*innen Zeit und Ort als vollkommen glaubwürdig, wahrhaftig und selbstverständlich wahrnehmen.“

Klassisches Kostümdesign

Für das Kostüm arbeitete Payne mit Wendy Chuck zusammen, die seit Election an allen seinen Filmen mitgewirkt hat. „Der Film spielt im Jahr 1970 […]. Das war eine Übergangszeit, sowohl was die Kleidung als auch die Kultur betrifft. Hippie-Einflüsse, Woodstock – all das machte sich noch bemerkbar. […]. Aber in der Welt der Barton Academy, die für mich eher die Heimat des Prep-School-Stils und nicht unbedingt allzu modebewusst ist, geht es eher klassisch und zeitlos zu. Und genau diesen zeitlosen, akademischen Stil wollten wir für den Film heraufbeschwören.“ Chuck besorgte sich viele Kleidungsstücke aus Vintage-Kostümhäusern und Boutiquen. Sie suchte nach neutralen Farbtönen, marineblauen Blazern, tiefen Rottönen, violettem Braun und rostigen Orangetönen. Für den Look der Schüler verbrachten Chuck und Payne viel Zeit damit, alte Jahrbücher und Schulalben zu durchforsten und beschlossen schon früh, dass sie auf eine Schuluniform verzichten würden. Für Giamattis Professor Paul Hunham gab Payne Chuck eine Referenz, die sie nur allzu gut kannte. „[…], er sollte wie eine Version von Mr. McAllister aussehen, den Matthew Broderick in Election gespielt hatte“, berichtet die Kostümdesignerin.  

Kamera & Schnitt

Für den Vintage-Ansatz nutze Kameramann Eigil Bryld historische Objektive, entschied sich allerdings dafür, digital statt auf Film zu drehen, um so umfangreiche Verbesserungen in der Postproduktion vernehmen zu können, die die richtige Körnung und den richtigen Kontrast ermöglichten und den Film so aussehen zu lassen, als sei er in den Siebzigerjahren gedreht worden. „Es ging nicht darum, dem Film einen Look aufzuzwängen, sondern ihn durch den Arbeitsprozess ganz organisch entstehen zu lassen“, erklärt Bryld.
Als es um den Schnitt des Films ging, wandte sich Payne an seinen langjährigen Editor Kevin Tent. „Wir haben viel mit Überblendungen gearbeitet, wie sie auch in Das letzte Kommando verwendet wurden, einem unserer Lieblingsfilme“, sagt Tent „[…] Mit solchen Elementen sowie natürlich mit der Musik haben wir im Schnitt versucht, das Siebzigerjahre-Gefühl noch zu verstärken.“

Die Soundlandschaft von THE HOLDOVERS

Um den Film so klingen zu lassen, als wäre er 1970 entstanden, führte Tonmeister David J. Schwartz zahlreiche Tests durch, bei denen er die analoge Aufnahmetechnik von damals mit den digitalen Aufnahmegeräten von heute verglich. „Das Endergebnis ist nun eine Mischung aus Alt und Neu, mit einem analogen Audio-Fingerabdruck, um den analogen Sound auf digitalem Wege zu modellieren.“ Ein wesentliches Element bei der Erstellung des Siebzigerjahre-Tons war die Art und Weise, wie die Schauspieler*innen aufgenommen wurden. Dafür benutzte Schwartz u.a. fast immer Mikrofongalgen anstatt der heute gängigen drahtlosen Mikrophone.
Für die großartige Filmmusik wandte sich Payne u.a. an Komponist Mark Orton, der schon Nebraska vertont hatte. Als Ausgangspunkt diente Orton das Setting der Weihnachtsferien. Neben weihnachtlichen Glockenklängen kombinierte er Streicher, Klavier, Akkordeon und Gitarre mit weniger gebräuchlichen Instrumente wie Bass- und Altflöten, Zymbal, Spielzeugtrompete und Marxophon. „Ich hoffe, dass sie zusammen sowohl den Humor als auch das Pathos vermitteln, die Alexander mit der Geschichte und den Bildern so eloquent ausgebreitet hat.“ erklärt Orton.
Für den Soundtrack suchte Payne alle Songs, die im Film vorkommen, selbst aus und wählte Musik, die ein starkes Gefühl von Nostalgie hervorruft. Vom Hit „The Time Has Come Today“ aus dem Jahr 1967 der amerikanischen Psychedelic-Soul-Band The Chambers über „Venus“ der niederländischen Rockband Shocking Blue, Cat Stevens’ „The Wind“ bis hin zu Artie Shaws „When Winter Comes“ und vielen weiteren Songs – die Musik in THE HOLDOVERS sorgt für ein reichhaltiges und eindringliches Hörerlebnis, das die Geschichte, die sich auf der Leinwand abspielt, wunderbar unterstreicht.

Machen Sie sich ab dem 25. Januar 2024 nun selbst eine Bild von der Filmwelt der 1970er Jahre in THE HOLDOVERS.

Weihnachtsstimmung? Leider nein! Im Elite-Internat Barton Academy betreut der unbeliebte Lehrer Mr Hunham (Paul Giamatti) die unglücklichen Schüler, die nicht wissen, wo sie die Feiertage verbringen sollen. Nach ein paar Tagen ist nur noch ein Schüler übrig, der aufmüpfige Angus (Dominic Sessa). Zusammen mit Köchin Mary (Da’Vine Joy Randolph) erleben sie allerlei kuriose Missgeschicke und bewegende Momente, die das ungleiche Trio zu einer Ersatzfamilie wider Willen zusammenschweißen.
 
Schnee verwandelt das Schulgelände in eine malerische Winterlandschaft, und die Feiertage stehen vor der Tür – doch in Alexander Paynes THE HOLDOVERS ist am Elite-Internat Barton Academy im Dezember 1970 trotzdem nicht jeder in Weihnachtsstimmung. Der verbitterte und wenig beliebte Professor Paul Hunham wurde verpflichtet, all jene Schüler zu beaufsichtigen, die nicht zu ihren Familien fahren konnten. Das passt ihm ebenso wenig wie dem klugen, aber rebellischen Angus, der eigentlich mit seiner Mutter im Strandurlaub sein wollte. Der Frust wird noch größer, als schließlich Angus, Paul und Köchin Mary die einzigen Verbliebenen im eiskalten Schulgebäude sind. Doch mit der Zeit führen die geteilte Einsamkeit und zahlreiche skurrile Zwischenfälle dazu, dass bei dem ungleichen Trio pünktlich zum Fest der Liebe trotz allem so etwas wie eine besinnliche Stimmung aufkommt.
 
Oscar®-Gewinner Alexander Payne, der sich wie kein Zweiter auf warmherzige Geschichten voller Menschlichkeit versteht, meldet sich mit THE HOLDOVERS zurück – und holt dafür erstmals seit fast zwanzig Jahren wieder Sideways-Star Paul Giamatti vor seine Kamera. Mit viel Feingefühl, noch mehr Herzenswärme und dem für ihn typischen Humor erzählt Payne davon, dass man zusammen weniger allein ist – und manchmal gerade von den Menschen am meisten lernt, mit denen man am wenigsten gemeinsam hat. Wie schon in Meisterwerken wie SidewaysThe Descendants – Familie und andere Angelegenheiten oder Nebraska gelingt ihm auch in THE HOLDOVERS eine feinsinnige Geschichte, die gleichzeitig charmant, nachdenklich und sehr witzig ist.
 
Neben Ausnahme-Schauspieler und Emmy-Gewinner Paul Giamatti (12 Years a Slave, Barney’s Version) in der Hauptrolle brillieren Shooting Star Da’Vine Joy Randolph (Dolemite Is My NameThe Lost City) und der junge Newcomer Dominic Sessa in seinem Leinwanddebüt. Unter Paynes liebevoller Regie und nach einem Drehbuch von David Hemingson machen sie diese winterliche Schulgeschichte der etwas anderen Art zu einem kleinen, sehr besonderen Meisterwerk, das seine Weltpremiere beim Toronto International Filmfestival feierte und dort den zweiten Platz beim Wettbewerb um den begehrten Publikumspreis belegte.