Es gibt nur wenige Musiker*innen, die in Japanisch singen und gleichermaßen in den Vereinigten Staaten sowie in gut informierten europäischen Indie-Kreisen gefeiert werden. Haru Nemuri ist einer dieser seltenen Fälle. Ihre musikalische Reise begann mit 17 Jahren in einer Band, wo sie Keyboard spielte. Im Jahr 2016, als sie gerade Anfang zwanzig war, etablierte sie sich als Solokünstlerin in der lebendigen Indie- und Punkszene Tokios. Ihr Debüt-Mini-Album mit dem treffenden Titel „Sayonara, Youth Phobia“ wurde im Oktober 2016 veröffentlicht. Schon damals zeichnete sich ihr Sound durch eine faszinierende Vielfalt aus: Kraftvolle Synthesizer treffen auf süßen Gesang, Rap-Parts, energiegeladenes Geschrei, atmosphärische J-Pop-Momente und eine Punk-Attitüde. Während Medien Haru Nemuri oft als „Singer-Songwriterin“ und „Poetry Rapperin“ bezeichneten, bezeichnete sie sich selbst als „singing ultimate weapon“ (singende ultimative Waffe). Dies mag selbstbewusst klingen, aber wer ihre Songs wie „kick in the world“ und „distort“ aus dem Jahr 2018 hört, wird schnell feststellen, wie treffend diese Bezeichnung ist.
Auch ihre Live-Auftritte waren und sind spektakuläre Veranstaltungen. Die ruhige und sympathische Haruna Kimishima, wie sie bürgerlich heißt, verwandelt sich auf der Bühne in die wilde Haru Nemuri. Innerhalb weniger Minuten wechselt sie von süßen Zeilen zu energiegeladenem Grunzen auf einer Box und später zu lautem Brüllen und/oder Rap über die Menge surfen. Als Haru Nemuri 2018 ihr Debütalbum „harutosyura“ veröffentlichte, fand es nicht nur in Japan großen Anklang. Das US-Magazin „Stereogum“ zählte sie zu den 40 besten Künstler*innen des Jahres 2018, sie unternahm erste Touren in Übersee und gewann mit ihrem Nachfolgealbum „LOVETHEISM“ noch mehr internationale Fans. Die „New York Times“ bezeichnete sie beim South by Southwest Festival 2021 als eine der besten Acts des Jahres. Zuletzt veröffentlichte sie 2022 das Album „SHUNKA RYOUGEN“ mit insgesamt 21 Songs, die stilistisch von apokalyptischem Emo-Rap („Who The Fuck Is Burning The Forest?“) über eine Verschmelzung von Hyperpop und Punk („Heart Of Gold“) bis zu atmosphärischem J-Dreampop („zzz #arabesque“) reichen.
Obwohl die Texte weiterhin in Haru Nemuris Muttersprache verfasst sind, lädt sie ihre Fans ein, ihre Songs besser zu verstehen und ihren Kern zu erfassen. Es ist selten, dass man die offizielle Website eines Künstlers uneingeschränkt empfehlen kann, aber http://www.harunemuri.love/ ist eine bemerkenswerte, englischsprachige Website, auf der Haru Nemuri ihre aktuellen Songs sowie ihre bisherige Karriere auf äußerst poetische Weise in Essays beleuchtet.
Endlich bietet sich im Oktober dieses Jahres in Deutschland die Gelegenheit, Haru Nemuri live zu erleben. Am 23. Oktober wird sie im Badehaus in Berlin auftreten.
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23.10.2023 Berlin – Badehaus