»Dann kommt die Diagnose. Und mit ihr nach und nach die Gewissheit, dass es das Aufschieben nicht mehr gibt. Es ist jetzt oder gar nicht. Alle Erwartungen in den Wind geblasen. Alles, was wir uns mindestens unterbewusst vom Leben erhofft haben. Gemeinsames Kind, gemeinsam alt werden, eine Garantie für einen versprochenen Ablauf. Alles weg. Auf dem Weg wacht man öfter auf und hofft, dass es nur ein Albtraum war. Ist es nicht. Es ist Realität. Wir wurden verraten vom Schicksal. Wut, Trauer, Verzweiflung. Irgendwann dämmert es, dass es nur noch das Jetzt gibt.”
Am 21. August erscheint bei uns ein tief berührendes und gleichzeitig Trost schenkendes Memoir über den Umgang mit einer schwerwiegenden Diagnose und der großen Frage: was fangen wir an mit der Zeit, die uns bleibt?
»Sie werden sterben. Nicht heute, nicht morgen, aber mehr als fünf Jahre bleiben Ihnen nicht!« Karo ist gerade einmal Ende 30, als die Ärztin sie mit ihrer eigenen Endlichkeit konfrontiert. Die Diagnose vor drei Jahren lautete Darmkrebs mit Metastasen in Leber und Lunge. Nach etlichen Operationen und Chemotherapien steht fest, dass es keine Heilung mehr gibt und sie fortan Palliativpatientin ist. Wie soll sie von nun an ihr Leben führen? Ihre Partnerschaft? Was ist mit ihren Träumen und Plänen? Gemeinsam mit ihrem Partner Samad entscheidet sie sich für die Gegenwart und beginnt damit, Haken auf ihrer Wunschliste zu setzen. Wozu jetzt noch warten, wofür sparen? Einfach machen.
Eine heimliche Flucht aus der Kur, um auf ein Konzert zu gehen. Ein Paragliding-Flug über die Berge. Der Kauf eines Gutshauses in der Uckermark, weil sie sich in die Bruchbude verliebt haben. Die Traumreise nach Mexiko. All die Dinge, für die sie dachten, noch ewig Zeit zu haben, packen sie an. Im Moment zu leben und die schönen Dinge zu genießen ist alles, was zählt. Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass es die Erinnerungen sind, die bleiben.
Karo und Samad sprechen in ihrem Buch „Wer im Jetzt lacht, lebt am besten“ auch über die unausweichlichen Ängste: Halten wir das aus? Was kommt danach? Sie durchleben gemeinsam eine Achterbahn der Gefühle, empfinden Hoffnung, Wut und Trauer, nehmen uns mit auf die Suche nach einem Hospiz und der letzten Ruhestätte. Gemeinsam überstehen sie die schwierigen Situationen, und zwischen ihnen entsteht eine Nähe, die sie nie für möglich gehalten hätten.
Ihnen geht es aber auch um Aufklärung, denn Karo hätte vielleicht geheilt werden können, wenn die Ärzte sie mit Mitte 20 nicht weggeschickt hätten, als sie nach einer Darmkrebsvorsorge fragte. Zu jung, hieß es. Bei der Vorsorge mit Blick auf familiäre Vorbelastung fallen jüngere Menschen tendenziell durchs Raster. Doch wir sollten alle unser persönliches Risiko kennen und uns damit auseinandersetzen. Denn eine Früherkennung kann Leben retten.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für das Leben, für die großen und kleinen Momente, für ehrliche Gespräche und für die Erfüllung unserer Wünsche in der Zeit, die uns bleibt.
Karoline Nuckel wurde 1985 in Schleswig-Holstein geboren. In Göttingen und Frankreich studierte sie Literatur- und Kulturwissenschaften. Währenddessen war sie beim deutsch-französischen TV-Sender ARTE in Straßburg tätig. Heute lebt sie in Berlin und schreibt regelmäßig für das ARTE-Magazin.
Samad Berdjas wurde 1981 in Nordrhein-Westfalen geboren. Er studierte Kommunikationswissenschaften in Berlin und Mexiko. Heute engagiert er sich im Berliner Kompetenzzentrum BQN für mehr Diversität in der Verwaltung. Mit seiner Tochter und seiner Lebensgefährtin Karoline Nuckel lebt er in Berlin.
